Durch eine Tür hinter dem Vorhang verschwanden wir dann in den Keller des Gaudi-Viertels, wo eine kleine Scheibe den Blick auf den Unterbau der Kaffeetassen ermöglicht.
Das allererste Karussell dieser Art wurde 1955 im Disneyland eröffnet. Ein paar weitere folgten in den 60ern und 70ern, jedoch allesamt in den USA. Ihren Siegeszug in Europa starteten die Tassenkarussells erst 1984. Und zwar hier in Tripsdrill, denn wohl auf Initiative des damaligen Besitzers Kurt Fischer entwickelte Mack Rides seine Variante des heutigen Karussellklassikers und platzierte den Prototypen hier in der größten Kaffeemühle der Welt. Unser Führer bedauerte, dass man damals auf eine Patentanmeldung verzichtet hat. Aber einerseits gab es die Art von Karussells ja schon und andererseits weiß ich nicht, in wie weit Tripsdrill selbst an der Entwicklung dieser konkreten Variante beteiligt war.
Gedanken gemacht hat man sich auf jeden Fall beim Bau des Gaudi-Viertels. Auch wenn der Keller recht unscheinbar wirkt, ist er für den gesamten Park sehr wichtig.
Die beiden nicht im Bild befindlichen Kompressoren versorgen nämlich nicht nur das Gaudi-Viertel, sondern den gesamten Park mit Druckluft.
Darf nur keiner auf dumme Gedanken kommen - oder etwas kaputt gehen.
Darüber hinaus nutzt man die Abwärme aus der Drucklufterzeugung zur Beheizung des Gaudi-Viertels. Dazu hat man sich für wassergekühlte Kompressoren entschieden, deren Kühlwasser die aufgenommene Energie über Wärmetauscher in das Heizungssystem überträgt. Das so erwärmte Wasser wird in den oben zu sehenden Speicherbehältern gepuffert und kann so nach Bedarf in die Fußbodenheizung eingespeist werden. Sollte die gespeicherte Wärme mal nicht ausreichen, wird elektrisch nachgeheizt. Andersrum verpufft die Abwärme natürlich in der Atmosphäre, sobald die Speicher gefüllt sind. Aktuell ist die Anlage so ausgelegt, dass das Gaudi-Viertel auch bei geringer Nutzung und in Ruhezeiten geheizt werden kann und im Winter der Frostschutz gegeben ist. Sollte der Park einmal zur Ganzjahresöffnung übergehen, kann die Anlage so erweitert werden, dass die Heizleistung auch in den Wintermonaten für eine angenehme Temperatur im Gaudi-Viertel ausreicht. Was da noch auf den Paletten nebendran rumliegt, sind Ersatzteile für den Maibaum. Da hatte man sich clevererweise noch schnell eingedeckt, als im Zuge der Pandemie die ersten Lieferengpässe und Kostensteigerungen absehbar wurden.
Im Gegensatz zum großen Donnerbalken ist die Technik des Murmelturms von Moser Rides recht überschaubar.
Ein kleiner Schaltschrank und eine Hydraulikpumpe, die das Öl mit ordentlich Druck in die Leitung schießt, damit die Gondel an den Umkehrpunkten nach oben beziehungsweise nach unten beschleunigt wird. Mehr ist es nicht. Der Donnerbalken funktioniert zwar grundsätzlich ähnlich, ist aber eben 10 Jahre älter - und natürlich auch geringfügig größer. Leider kann ich kein Vergleichsfoto beisteuern, denn bei unserer ersten Führung war das Fotografieren beim Donnerbalken aus Patentschutzgründen leider nicht gestattet.
Mit einem schmalen Gang wurde der Maibaum ebenfalls an den Keller des Gaudi-Viertels angeschlossen.
Der sich drehende Turm ragt nicht nur in den Himmel, sondern durchstößt auch die Kellerdecke. Die gesamte Hydraulikanlage hier unten dreht sich mit.
Und dieses Motörchen sorgt für die Drehung des Ganzen.
Nach einer guten Viertelstunde ging es dann wieder nach oben an die frische Luft.
Tatsächlich kann ich mich nicht daran erinnern, schonmal beide Donnerbalken in Betrieb gesehen zu haben. Sonst fuhr immer nur der im Bild rechte.
Den Donnerbalken hatten wir wie gesagt bei unserer ersten Führung 2010 besichtigt. Dennoch legten wir nochmal einen kurzen Stopp hier ein, wobei unser Führer insbesondere auf die Äste einging. Die wiegen nämlich auch die ein oder andere Tonne und sollten daher besser nicht abbrechen. Um mögliche Risse frühzeitig erkennen zu können, werden die hohlen Stahlrohre permanent mit Druckluft beaufschlagt und jeder einzelne Ast separat überwacht. Bei einer Undichtigkeit fällt der Druck im entsprechenden Ast ab und man kann diesen überprüfen. Laut des Führers hatte man einen Ast beim Bau einfach nicht dicht bekommen und ihn dann letztlich lieber ganz weggelassen.
Weiter ging es dann zu Hals-über-Kopf, wo wir durch das Tor hinter die Bahn gingen.
Das ermöglichte uns einige Perspektiven, die dem normalen Parkbesucher entgehen.
Derweil wurde erzählt, wie sich die Störche mit den neuen Bahnen arrangiert haben. Die wissen genau, wann sie wo sitzen können.
Nur direkt nach dem Winter oder bei abweichenden Öffnungszeiten kann es schonmal knapp werden.
Dabei hat man extra die Bäume gestutzt, um ihnen dort ausreichend Platz für den Nestbau zu bieten.
Geplant wurden die beiden Achterbahnen für einen synchronen Start, man hat sich aber dann doch für den unabhängigen Betrieb entschieden.
Das ist nicht nur effizienter, man hat auch immer wieder unterschiedliche Begegnungspunkte.
Die Gräben im Fahrtverlauf der Hängeachterbahn sind natürlich mit Sensoren gespickt, damit niemand nasse Füße bekommt, wenn sich dort mal zu viel Wasser sammeln sollte.
Die Einfahrt in die Schlussbremse, an deren Ende die Fahrgäste mit den Sieben Schwaben das vermeindliche Monster in Form eines Hasen erblicken.
Selbstverständlich führte man uns auch in die Wartungshalle des Suspended Thrill Coasters. Leider waren eben beide Züge im Einsatz, sodass es nicht so viel zu sehen gab.
Zur Vermeidung von Druckstellen - und zur einfacheren Wartung der Radsätze - parken die Züge hier auf kleinen, seitlich angebrachten Stahlrollen.
Die eigentlichen Drehgestelle hängen dann frei in der Luft und können frei bewegt werden. So kann problemlos geprüft werden, ob nichts verkantet oder anderweitig blockiert ist. Außerdem können die Räder natürlich deutlich einfacher gewechselt werden, als wenn sie noch die Schiene umklammern würden. Dieses System hatten wir auch schon 2013 bei Mammut bewundern können, dort steht der Zug in der Wartungshalle auf den Upstop-Wheels. Bei der Sau und Karacho stehen die Wagen dagegen auch in der Abstellung auf einer normalen Schiene. Der Tausendfüßler und Volldampf verbleiben naturgemäß in der Station, was vor allem bei letzterer wohl für Unmut bei den Technikern sorgt. Nicht nur, weil die Wartung damit aufwändiger ist. Viel mehr sorgt die an den Enden offene Station für ein unangenehmes Arbeitsklima. Will heißen: Es ist mitunter kalt, es zieht und ich kann mir vorstellen, dass man an den Zugenden bei stürmischem Regen womöglich auch noch nass wird. Ein extra Wartungsgleis für eine Bahn mit nur einem Zug zu bauen, werden sich allerdings wohl die wenigsten Parks leisten wollen. Aber man müsste dann zumindest die großen Öffnungen der Station irgendwie verschließen können, um die Arbeit wenigstens etwas angenehmer zu gestalten.
Als wir die Halle wieder verließen, wurden wir noch darüber aufgeklärt, warum man hier kein Klackern bei der Liftauffahrt hört.
Denn wie viele moderne Achterbahnen besitzt auch Hals-über-Kopf eine stille Rücklaufsperre. Zeigen konnte man uns die natürlich nicht, aber im Backstage-Video von Ride-Review kann man den am Zug befindlichen Teil ab
Minute 07:18 ganz gut sehen. Zusammen mit der Erklärung unseres Führers reime ich mir die Funktionsweise wie folgt zusammen:
Das Teil am Zug hat offensichtlich einen Spalt. Auf Onride-Videos ist am Lifthill zwischen den Zähnen der Rücklaufsperre ein kleiner Steg zu erahnen, der offenbar in diesen Spalt eintaucht. Nun wird der Block am Zug wohl mit einem Magneten versehen sein und dank der Induktion bildet sich dann ein Magnetfeld, welches des Block ab einer bestimmten Geschwindigkeit nach unten drückt, womit das Klackern entfällt. Fährt der Zug aus irgend einem Grund langsamer den Lift hinauf, wird es auch bei Hals-über-Kopf klackern, weil das Magnetfeld dann zu schwach ist, um gegen die Feder anzukommen, die den Block nach oben drückt. Und als wäre es abgesprochen gewesen, hatten wir uns gerade zum Weitergehen umgedreht, als es plötzlich hinter uns zu klackern begann und Hals-über-Kopf im oberen Teil des Lifthills stehen blieb. Nach kurzer Zeit setzte sich der Zug aber wieder in Bewegung - erneut mit klackern, bis das Tempo passte und die Rücklaufsperre verstummte. Besser hätte man das wirklich nicht timen können. Laut unserem Führer soll es auch klackern und zu einem Stopp des Zuges führen, wenn der Lift zu schnell erklommen wird. Das kann ich mir mit der von mir erarbeiteten Funktionsweise allerdings nicht vorstellen (wobei ich halt auch nur ein laienhaftes Verständnis von Induktion besitze).
Mit bestem Blick auf das Schienenende von Volldampf setzten wir unseren Weg schließlich fort.
Eine tolle Perspektive mit der Michaelskirche im Hintergrund.